Asamkirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach
Die Lokalität und ihre Lage
Auf einer Erhebung am Südufer der Vils, südwestlich von der Donau im niederbayrischen Kreis Passau circa 30 km westlich von Passau erstreckt sich der ehemalige Klosterkomplex der Zisterzienser Aldersbach. Zusammen mit dem anliegenden Ort (4,5 Tsd. Einwohner) fällt er in das Tourismusgebiet Klosterwinkel. Im Barock gehörte Aldersbach zu den bedeutendsten bayrischen Donau-Klöstern und erlebte seine goldene Ära. Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt zählt insbesondere dank der künstlerischen Ausschmückung der Asam-Brüder zu den bedeutsamsten Denkmälern der Sakralarchitektur im Donaugebiet und gehört auch zu den schönsten Marienkirchen Bayerns.
Ehemalige Zisterzienser-Kloster-Kirche Mariä Himmelfahrt in Aldersbach
Die ältesten Spuren dieser Lokalität führen bis tief ins Mittelalter zurück – erstmalig ist Aldersbach Mitte des 8. Jahrhunderts im Kodex des Klosters erwähnt (Mondseer Traditionscodex). Schon im Jahr 735 weihte hier der Bischof Vivilo die erste Kirche ein, die Kirche des heiligen Peter (heute Friedhofskapelle). Im Jahr 1120 gründeten hier die augustinischen Kanoniker das Kloster des heiligen Peter. Der Bamberger Bischof Otto teilte es dann 1139 seinem Bischofssitz zu. Schon im Jahr 1146 überließen die Augustiner ihr Kloster vor allem den Zisterziensern aus dem Kloster Ebrach südwestlich von Bamberk. Diese verschoben den Klosterkomplex ein paar hundert Meter nach Südosten an den jetzigen Ort und ein Jahr später richteten sie hier eine Zisterzienserabtei ein. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begannen die Zisterzienser mit dem Bau einer neuen Klosterkirche, die Maria Himmelfahrt geweiht war. Die Arbeit daran wurde augenscheinlich durch die Hungersnot im Jahr 1195 verlangsamt und die Kirche konnte erst im Jahr 1207 durch den Passauer Bischof Manegold eingeweiht werden. Das war aber noch nicht aller Nöte Ende. Im Jahr 1212 wurden die neue Kirche und das ganze Kloster im Rahmen eines Gefechts zwischen den Grafen von Ortenburg und von Bogen niedergebrannt. Von der Schnelligkeit der Schadensbeseitigung zeugen die Gründung einer neuen Klosterschule für Jungen und Mädchen im Jahr 1231 durch den Abt Nikolaus. Auch von weiteren vernichtenden Kriegsereignissen (1266) gelang es dem Kloster sich zu erholen, unter anderem auch dank der Brauerei, die erstmalig 1268 erwähnt wurde. Den Reichtum des Klosters belegt das erhalten gebliebene Buch der klösterlichen Buchführung (das älteste in Bayern), das die vorbildlich geführte Klosterwirtschaft zeigt. Auch deshalb konnte Aldersbach Ausgangspunkt für die Kolonisationsaktivitäten der Zisterzienser und Mutterkloster für die Konvente in Fürstenfeld (1263), Fürstenzell (1274) und Gotteszell (1297). Das reiche Kloster trat in der Rolle Obrigkeit gegenüber untertänigen Klosterdörfern mit Gerichtsrecht (1283) auf, ließ ihnen aber auch die Pflege eines Klosterspitals zuteil kommen (1295).
Die Epidemie des Schwarzen Tods in der Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa verschonte auch nicht die hiesigen Zisterzienser und ihre Untergebenen. Im Jahr 1348 starb in Folge der Pestepidemie jeder fünfte Einwohner von Aldersbach. Die Epidemie sollte sich ungefähr im Hundertjahreabstand auch in der Zukunft wiederholen – 1462 starb deswegen sogar die Hälfte der Ansässigen, einer weitere gab es im Jahr 1552 und darauffolgend – in Kombination mit einer Hungersnot in Konsequenz des Dreißigjährigen Krieges – im Jahr 1649. Diese Katastrophe traf die Klosterwirtschaft in desolatem Zustand, denn 1635 wurde der Konvent nach und nach von schwedischen und kaiserlichen Truppen besetzt und die Kosten für ihre Verköstigung brachten es für die Klosterkasse auf die astronomische Summe von 12 247 Talern.
Wahrscheinlich auch aufgrund dieser Umstände war der Abriss des alten mittelalterlichen Chores und der Bau eines neuen im Jahr 1617 für lange Zeit die letzte bedeutende Bauaktion an der Klosterkirche und zur tiefgreifenden Barockisierung des Klosterkomplexes konnte es erst in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts kommen. Noch im Jahr 1629 engagierte der hiesige Abt Michael Kirchberger den deutschen Architekten und Stukkateur Isaak Pader und ließ von ihm die bekannte Pilgerkirche Sammarei (Sankt Maria – Sankt Marei; geweiht 1631) ca. 15 Kilometer südöstlich von Aldersbach erbauen. Die Kriegsereignisse des Jahres 1635 beendeten die klösterlichen Bauaktivitäten. Die Nachkriegsbauentwicklung begann schon unter Abt Malachias Niederhofer (1669–1683), der in Aldersbach eine philosophische und theologische Hauslehranstalt, mit Seminar verbunden, gründen ließ. Der großartige Bau wird heute als Rathaus genutzt.
Nach dem Ende des Bauernaufstandes 1706 beginnt unter Abt Theobald I. Grad (1705–1734) ein goldener Zeitabschnitt für das Kloster. Theobald I. ließ 1720 die alte mittelalterliche Kirche niederreißen und rief für den Bau der neuen Kirche den italienischen Architekten Dominikus Magzin aus Graubünden. Es entstand ein einschiffiger Bau mit einem Quintett von Seitenkapellen auf jeder Seite und einem polygonal abgeschlossenen Chor. Die westliche Orgelempore stützen zwei von Engeln getragene Säulen. Noch im gleichen Jahr betraute der Abt die späteren Größen ihres Faches – die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam – mit den Fresko- und Stuckierarbeiten zur Ausschmückung, was neue Rokokoimpulse in Magzins Barockarchitektur brachte. Beide Brüder arbeiteten an einer Baustelle erstmalig gerade in Aldersbach zusammen. Die künstlerische Konzeption der Ausschmückung führt den Besucher vom Eingang Richtung Hauptaltar, wobei Überwältigung und Herrlichkeit ansteigen. Die Deckenfresken von Cosmas Damian stellen die Feiertag des Kirchenjahres dar, mit zentraler Rolle der Jungfrau Maria im Erlöserteil. An der Westseite des Schiffes beginnt die Geschichte von Maria Verkündigung. Im Mittelschiff über eine Länge von drei Seitenkapellen ist die Weihnachtsszene mit Christi Geburt mit sich verneigenden Hirten dargestellt. Das Bild ist wie das Sehen des heiligen Bernhard konzipiert. Über der Szenerie von Ruinen öffnet sich der Himmel um den Gottesvater herum. Im Ostteil des Schiffes folgt die Auferstehung von Jesus Christus, die Chormalereien berichten von Christi Himmelfahrt und von der Ausgießung des Heiligen Geistes.
Die Schaffung des Altars wurde dem deutschen Rokokobildhauer Joseph Matthias Götz anvertraut. Der gigantische Altar mit gestaffelten (gewundenen) Säulen wurde im Jahr 1723 aufgestellt. Götz brachte ein Bild aus der alten Kirche mit ein, das 1619 von Matthias Kager gemalt worden war und das Sehen des heiligen Bernhard und seiner mystischen Stillung durch die Milch der Jungfrau Maria darstellt. Die Statuen der Apostel des heiligen Paul und Peter, die am Bild stehen, sind schon wieder Götzes Werk. Der Bildhauer hatte augenscheinlich Achtung vor den hochwertigen Werken seiner Vorgänger. In den Tabernakelaltar hat er auch die Statue der Immaculata von Johann Dengler, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1620 stammt, eingearbeitet. In den Jahren 1728–1729 wurden dort, wo in Zukunft die Chorbänke sein würden, die Seitenaltäre beendet, die Maria Heimsuchung und die Kreuzabnahme von Georg Bergmüller darstellen. Der Abt Theobald I. ließ auch eine wertvolle gezimmerte Ausstattung der Sakristei beschaffen (1730).
Die Arbeiten am Kirchbau gingen auch nach Theobalds Tod weiter. Sein Nachfolger Paulus Genzger (1734–1745) ließ 1739 nördlich vom Kloster eine kleine Loretokapelle errichten. Die Klosterkirche wurde erst unter dem Abt Theobald II. Reitwinkler (1745–1779) vollendet. Im Jahr 1746 wurde die Westfassade der Kirche fertiggestellt, die ein barocker mittiger dreigeschossiger Turm dominiert (gedeckt erst 1755) und Stuckverzierung des Portals mit Statue der Immaculata, umringt vom heiligen Benedikt zur Linken und dem heiligen Bernhard zur Rechten. 1745 malte Johann Jakob Zeiller die Freske in der Kapelle der Heiligen Dreifaltigkeit im Kirchenchor, 1746 entstand auch eine Freske in der Sakristei. Die Bauarbeiten verliefen auch am Komplex der Klostergebäude. Die Bögen des Kreuzgangs südlich von der Kirche wurden mit Stuck verziert. Während der östliche Kapitelsaal nur bescheiden ausgestattet wurde, wurde die der Repräsentation des Klosters dienende Prälatur im Nordflügel (Modler-Saal) im Jahr 1746 von Johann Baptist Modler reich mit Stuck verziert. In den Jahren 1745–1746 wurde auch der herzögliche repräsentative Salomonsaal mit Fresken geschmückt. Jedwede künstlerische Arbeit erreichte 1745–1746 ihren Höhepunkt, damit zu den Feierlichkeiten des 600. Jubiläums der Klostergründung, das auf das Jahr 1746 fiel, alles fertig sein würde. Es handelte sich offensichtlich um eine der größten Feiern des Barock in Aldersbach im 18. Jahrhundert.
Allerdings wurde nicht alles bis zu diesem Termin geschafft. Die barocke Kanzel, Werk von Joseph Deutschmann, die Reliefs enthielt, die die Bedeutung der homiletischen Tätigkeiten betreffend, wurde erst 1748 fertiggestellt. Ähnlich die Chorbänke, Spitzenschnitzarbeit mit Intarsien – sie wurden von Bruder Kaspar Schreiber erst im Jahr 1762 beendigt. Lange dauerte auch die Ausschmückung der Kirche mit barocken Engelchen, die aus Holz geschnitzt oder aus Stuck modelliert wurden. Insgesamt sind es über vierhundert, schon achtundachtzig bilden den Engelskranz um die Heilige Dreifaltigkeit auf dem Hauptaltar.
Der Abt Theobald achtete auch auf die Bildung im Kloster. Im Jahr 1760 ließ er hier eine Bibliothek einrichten, die in ganz Bayern in künstlerischer und wissenschaftlicher Sicht nicht zu übertreffen war. Die Freske im Bibliothekssaal, die die Allegorie der Wissenschaft darstellt, die wiederum die Göttliche Dreifaltigkeit umgibt, malte Matthias Günther. Der Bücherfonds zählte über dreißigtausend Bände. 360 wertvolle Handschriften aus dieser Bibliothek sind heute in der Bayrischen Staatsbibliothek in München untergebracht. Matthias Günther verzierte auch das Eingangstor von Kloster, das eine Wandfreske erhielt, welche die die Welt rettende Religion darstellt. Am Ende bekam die Aldersbacher Kirche eine Stimme. Im Jahr 1769 ließ Abt Theobald II. für den hiesigen Kirchturm zwei Glocken anschaffen.
Das Ende für den sich vielversprechend entwickelnden Zisterzienserkonvent bedeutete die vom Staat angeordnete Säkularisierung im Jahr 1803. Aldersbach musste 46 Ordensbrüder entlassen und fast drei Dutzend Studenten. Es wurde entschieden, die Kirche abzureißen, das Inventar (Glocken, Orgel, Turmuhr, Beichtstühle, Messegewänder u.a.) wurde in die Pfarrkirche ins nicht weit entfernte Vilshofen gebracht und die Kirche diente als Pferdestall. In letzter Sekunde wurde sie 1806 durch die Entscheidung gerettet, eine Pfarrkirche daraus zu machen. Auch die große Klosterbibliothek, die über 40 Tausend Artikel zählte, wurde aufgelöst. Die bedeutendsten Handschriften und wertvolle Drucke wurden Teil der Bayrischen Staatsbibliothek in München. Die übrigen Güter – Teiche, landwirtschaftliche Flächen, Wälder, Gebäude und Mobiliar – kaufte 1811 Freiherr Aretin von Haidenburg. Er übernahm auch die ehemalige Klosterbrauerei, die bis heute existiert und ihre Produkte unter der Marke Aldersbacher Brauerei verkauft.
Die Bemühungen um den Wiedereinzug der Zisterzienserordens in das Klosterobjekt (1989–2004) blieben erfolglos und seit 2004 ist das ehemalige Kloster an den europäischen Pilgerweg Via Nova zwischen Bayern und Österreich und Böhmen angebunden. 2012 wurde auf Grundlage historischer Pläne der klösterliche Kräutergarten wiederbelebt.
Barocker Alltag in der Umgebung des Objektes
Die goldene Ära des Klosters war der Zeitraum von Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit bekleideten die Äbte das Amt Generalvikar der Bayrischen Kirchenprovinz und beaufsichtigten sieben Männer- und ein Frauenkloster.
Vom hohen Niveau von Bildung und Wissenschaft in Aldersbach im 18. Jahrhundert zeugt die philosophische Lehreinrichtung, die vom Abt Malachius Niederhofer (1669–1683) gegründet worden war. Die langfristige Absicht hier ein Bildungszentrum für die Ordensnachwuchs der Zisterzienser für ganz Bayern zu errichten, womit auch die dauerhafte Pflege der Klosterbibliothek verbunden ist, wurde am Ende aufgrund der Säkularisation nicht realisiert. Das Kloster hatte in der Zeit des Barock ein hohes Niveau des kulturellen Lebens, insbesondere der Musik. Viele Vertreter des Klosters waren Musiker und Komponisten. Das Kloster hatte nicht nur sein eigenes Orchester, sondern auch ein bedeutendes Musikarchiv mit einer großen Zahl gedruckter und handgeschriebener Noten. Außer geistlicher Musik wurden im hiesigen Konvent auch Symphonien gespielt.
Wie es damals Brauch war, kümmerte sich das Kloster um den Betrieb der Marienwallfahrtskirche Sammarei auf seinem Gebiet (Sammarei). Belegt sind ebenfalls bedeutende Barockfeierlichkeiten im Jahr 1746 im Zusammenhang mit dem 600. Jubiläum der Entstehung des Klosters. Das Klostergut Aldersbach mit Brauereibetrieb stellte für die damalige Zeit ein bedeutendes Wirtschaftszentrum in der Region dar.
Touristische Nutzung heute
Aldersbach ist heutzutage ein beliebter Touristenort. Zu den bedeutsamsten touristischen Erinnerungsorten gehört nicht nur das berühmte Zisterzienserkloster und die barocke Kirche, die zu den schönsten in Marienkirchen in Bayern zählt, sondern auch die Brauerei hier mit historischem Brauereimuseum. Dem Gründungsdatum wegen (1979) handelt es sich hiermit um das älteste Brauereimuseum der Welt.