Bauwerke

Gunthers-Pilger-Kirchlein Maria Geburt

Gunthers-Pilger-Kirchlein Maria Geburt in Frauenbrünnl bei Rinchnach (Frauenbrünnl/Güntherkircherl)

Einer der letzten Zeugen der barocken Frömmigkeit und des Pilgerwesens ist das kleine Wallfahrtskirchlein, das der Geburt der Jungfrau Maria geweiht ist und auf einer Erhöhung 3 km östlich von Rinchnach situiert ist. In der Jahreswende von 1011 und 1012 überwinterte hier der Pilger aus dem Böhmerwald und Benediktinerbruder Gunther, nachdem er aus dem Kloster in Niederalteich weggegangen war. Der von hohem Schnee umgebene Gunther entkam nur knapp dem Hungerstod und mit dem kommendem Frühling stieg er ins Tal hinab, um hier das Kloster Rinchnach zu gründen. Der Ort von Gunthers Einsiedleraufenthalt erfreute sich in der Barockzeit des Interesses von Pilgern. Weniger die organisierten Pilgerprozessionen waren es, die zu Gunthers Einsiedelei und der anliegenden Kapelle wanderten, sondern vielmehr die Bewunderer des Heiligen aus der nahen Umgebung aus Zwiesel, Regen, Frauenau und St. Oswald.

Die Benediktinische Propstei in Rinchnach initiierte deswegen im Jahre 1766 den Bau eines Kirchleins an der Stelle der beschädigten Kapelle mit Einsiedelei. Der Abt des Klosters in Niederalteich, Augustin II. Ziegler, unterstützte das Vorhaben. Dank ihm wurde der Freskenmaler Franz Anton Rauscher, der im Kloster in Niederalteich wirkte, engagiert. Der Bau schritt schnell voran und am 14. Dezember 1766 wurde die Kirche geweiht. Ihren Namen bekam sie von der kleinen Quelle, die neben der Kirche entspringt. Die Gegenwart dieser Quelle war zweifellos der Grund dafür, warum sich Gunther damals diesen Ort ausgesucht hat.

Die Kirche hat auf der nördlichen Seite einen Turm, in dessen unterem Teil sich eine Sakristei und Einsiedelei befindet. Ihre Ausschmückung hängt mit der Weihung des Baus und der Geschichte des Orts zusammen. F. A. Rauscher ist offenbar der Autor der Chorfreske, die die Heimsuchung der Jungfrau Maria darstellt. In der Kirche sind Bilder zu sehen, die den wichtigsten Augenblicken in Gunthers geistlichem Leben gewidmet sind – seiner Umkehr und seinem Tod. Auf dem Hauptaltar steht die Statue von Maria, unserer Lieben Frau, aus der Zeit um 1500, an ihrer Seite die Statuen des hl. Gunther und des hl. Utt, Gründer des Mettener Klosters.

Der rege Pilgerbesuch der Kirche und die zahlreichen Spenden trugen zum Budget der Rinchnacher Propstei bei. Einen Bruch bedeutete erst die Säkularisierung im Jahr 1803. Das Bauwerk ging in Besitz des bayrischen Staates über, der es an Bauern aus dem unweiten Gehmannsberg versteigerte und zwar mit der paradoxen Bedingung, dass hier keine Gottesdienste mehr abgehalten werden dürfen. Gunthers Bewunderer aber wehrten sich dagegen, dass sich das Kirchlein in ein Wirtschaftsgebäude verwandelt. Das Unterhalten des Kirchleins überstieg aber ihre Kräfte und so kaufte es ihnen die Gemeinde Gehmannsberg ab und es wurde 1816 wieder für Gunthers Pilger geöffnet.

Tourismus heute

Das Marienpilgerkirchlein „Frauenbrünnl“ im Ortsteil Gehmannsberg steht im tiefen Wald und ist von weit her zu sehen. Der Überlieferung nach richtete sich der selige Gunther hier beim großen Felsen, aus dem die Heilquelle hervorsprudelt, seine erste hölzerne Gebetsstätte ein. Über der Kirche befindet sich eine Aussichtsplattform mit Blick auf die Umgebung von Rinchnach. Entlang des Kreuzwegs aus Granitstein kann man auf den Rundweg zur Riedsteinkapelle abbiegen. Das Kirchlein befindet sich auf dem Gunthersteig, der von Niederalteich zu Gutwasser (Dobrá Voda) auf der tschechischen Seite des Böhmerwaldes führt.