Bauwerke

Kirche St. Johannes der Täufer

Kirche St. Johannes der Täufer in Rinchnach

Die Lokalität und ihre Lage

Rinchnach (über 3000 Einwohner) stellt eine der ältesten Siedlungen im mittleren Teil des Bayrischen Waldes dar. Es liegt in Niederbayern (Landkreis Regen), ca. 10 km östlich von Regen und 10 km südlich von Zwiesel. Es befindet sich 555 bis 900 m über dem Meeresspiegel. Es handelt sich um eine typische Vorgebirgsgemeinde mit einer ausgeprägten Rekreationsfunktion und sich an den Bächen Ohe und Rinchnach erstreckt.

Rinchnach verdankt seine Gründung dem Mönch Gunther, einem ehemaligen Reichsgrafen, der dem Kloster Niederaltaich beigetreten ist. Im Jahr 1011 fing er an den dichten Grenzwald „Nortwald“ zu roden. Die Klostergemeinde wurde mit der Zeit Ausgangspunkt für die Gründung weiterer Siedlungen in der Region des Bayrischen Waldes.

Von seiner Gründung bis zum Jahr 1803 stand das Gebiet der heutigen Gemeinde Rinchnach unter Kirchenverwaltung.

Der selige Gunther (Gunther oder Günther; unsicher 955–1045), auch als Gunther aus Niederaltaich bekannt, war Benediktinermönch und Gründer des Klosters Rinchnach. Sein Leben ist von vielen Unklarheiten und ausdrucksvollen Legenden umsponnen. Wir wissen, dass er aus dem Geschlecht der Reichsfürsten aus Käfernburg-Schwarzburg in Thüringen stammte und Vetter des bayrischen Herzogs und des späteren römischen Kaisers Heinrich II. war und dass er dank der Ehe von Heinrichs Schwester Gisela mit König Stephan auch mit dem ungarischen Herrscherhaus verwandt wurde. Es ist wahrscheinlich, dass er auch mit den Brüdern aus dem Geschlecht der Přemysliden Oldřich (Udalrich) und Jaromír, die 1001 vor dem grausamen Boleslav Ryšavý (Boleslav der Rote) aus Böhmen flohen, befreundet war. Es ging das Gericht um, dass Gunther der Pate von Udalrichs Sohn Břetislav (Bretislav) wurde, dem künftigen berühmten böhmischen Fürsten.

Schicksalhaft für Gunther und die Bildung seiner Meinungen über das Leben und den Glauben war das Treffen mit Bischof Gothard, aufgrund dessen sich Gunther entschied Benediktinermönch zu werden. Zu der Zeit war er Witwer und Vater von mindestens zwei Söhnen. Durch die Schenkungsurkunde vom 25. Dezember 1005 übergab er in Gothards Anwesenheit seinen Besitz dem Kloster Hersfeld als Pfründe für das Kloster Göllingen. Gothard nahm ihn dann ins Kloster in Niederaltaich mit. Von hier aus pilgerte er in das Heilige Land und nach der Rückkehr im Frühling des Jahres 1006 legte er die Waffen nieder, begann mit dem Noviziat und 1007 legte er das Ordensgelübde ab. Zuerst konnte er trotz des Eintritts in den Orden auf die weltlichen Vergnügungen nicht verzichten, später aber geht er in die Einsiedelei und lebt beispielhaft das Leben eines Heiligen. Er durchquerte Bayern, kurze Zeit hielt er sich in Ranzing (das heutige Lahlig) auf, später ging er in die Gegend über dem Regen (Fluss auf der bayrischen Seite des Böhmerwaldes), wo er eine Einsiedelei gründete, die später mit der Ankunft weiterer Brüder ans Kloster Rinchnach anwuchs.

Später kam er in die Gegend um die Burg Rabí (Raby) und zum Schluss ließ er sich auf dem Berg Březník (St. Guntherberg) Dobrá Voda (Gutwasser) nieder, wo er in der Einsiedelei Březnice (Bresnitz) am 9. Oktober 1045 starb. Seinem Wunsch nach wurde er in dem Stift Breunau (Břevnovský klášter) beerdigt. Seine sterblichen Überreste wurden während der Hussitenkriege von den Hussiten verstreut. Sein Kenotaph befindet sich an der südlichen Wand der Klosterbasilika der heiligen Margareta.

Propsteikirche St. Johannes der Täufer

Die Kirche St. Johannes der Täufer war bis 1803 Bestandteil der Propstei in Rinchnach, die südöstlich der bayrischen Stadt Regen liegt. Ihre gegenwärtige Form stammt aus dem 18. Jahrhundert, als die Propstei den letzten großen Aufschwung erlebte.

Die Gründung der Kirche und der dazugehörigen Kirche in Rinchnach hängt mit den Aktivitäten des Benediktinerordensbruders Gunther zusammen, der sich am Anfang des 11. Jahrhunderts in die undurchdringlichen Wälder des Bayrischen Waldes (Oben Nordwald) begab, damit er hier ein Eremitenleben führen und gleichzeitig die Kolonisationspläne seines Mutterklosters in Niederaltaich verwirklichen konnte. Nach dem auf der Erhöhung über Rinchnach (an der Stelle des heutigen Kirchleins Frauenbrünnl) verbrachten grausamen Winter 1011–1012 stieg Gunther im Frühling 1012 in das Talbecken südwestlich von seiner Einsiedelei hinunter, wo er einen erhöhten Sonnenplatz an der Mündung des Nebenflusses Rinchnacher Ohe fand. Mit weiteren Ordensbrüdern aus seinem Mutterkloster gründete er hier ein neues Kloster, das nach diesem Bach benannt wurde. Mit der Zustimmung von Kaiser Heinrich II. wurde so der erste Schritt zur Kolonisierung des mittleren Teils des Bayrischen Waldes getan.

Gunther wählte einen strategischen Platz unweit der Handelsstraße genannt Böhmweg, die von Deggendorf über Russel, Regen, Zwiesel, Prášily (Stubenbach), Hartmanice (Hartmanitz) und Sušice (Schüttenhofen) weiter ins böhmische Innenland führte. Aus seiner Initiative entstand später ein Seitenweg, der sog. Gunthersteig, der Niederaltaich und das neu entstandene Rinchnach mit dem Böhmweg verband, an den er sich bei Zwiesel anschließt. Der hauptsächliche Geschäftsartikel, der auf dem Weg anzutreffen war, war Salz, das auf der Donau aus Reichenhall transportiert wurde.

Binnen sieben Jahren wuchs Rinchnach zu einer kleinen Siedlung mit hölzernen Mönchszellen, einer Kirche und einem Klostergebäude mit Kapitelsaal, Speiseraum und Küche heran. Der Prior des Klosters war in den ersten Jahren Gunther. Der machte sich verdient um den Ausbau der ersten Kirche, die im Jahr 1019 vom Pasauer Bischof Berengar dem Siegeskreuz, der Mutter Gottes und dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht wurde. Der Hauptpatron von Rinchnach war von Anfang an St. Johannes der Täufer, der in der christlichen Symbolik als der Wegbereiter Jesu gilt. Eine Parallele mit der Pionierarbeit des Eremiten Gunthers in Rinchnach konnte man nicht übersehen. Auch wenn dank Gunthers Verdienst Rinchnach im Jahr 1029 den Status eines Reichsklosters unter dem direkten Schutz des Königs bekam, sorgte der Eremit trotzdem noch vor seinem letzten Abgang in die Einsamkeit am Ende seines Lebens im Jahre 1040 für dessen Schutz, indem er es unter die Klosterverwaltung in Niederaltaich übergab. Rinchnach wurde so zu einer Propstei und diesen Status behielt es bis 1803.

Trotz dieser Maßnahmen hatte Rinchnach, das sich auf einem kommunikativ exponierten Platz befindet, eine bewegte Geschichte. Im Jahr 1240 wurde es von Graf Albert IV. von Bogen im Rahmen der Kämpfe um den Klosterbesitz niedergebrannt, im 15. Jahrhundert bedrohten es die Hussiten, im Jahr 1468 wurde es im Rahmen der Kämpfe zwischen dem hiesigen Adel mit dem bayrischen Herzog niedergebrannt und zwanzig Jahre später vernichteten es wieder böhmische Horden. Dem Verfall entfloh Rinchnach weder im Dreißigjährigen Krieg, wo es die Schweden 1641 plünderten, noch bei anderen Kriegskonflikten. Im Jahr 1703 wurde es im Rahmen des Spanischen Erbfolgekriegs vom österreichischen Heer besetzt und geplündert. Den letzten vernichtenden Aufmarsch erlebte Rinchnach 1742 im Rahmen des Österreichischen Erbfolgekriegs. In das Städtchen marschierten damals die österreichischen Panduren (Heeresgruppen, die aus Soldaten aus dem Südosten Europas zusammengesetzt wurden) unter der Führung des italienischen Barons Franz von Trenck, die für ihre Grausamkeit gegenüber der hiesigen Bevölkerung bekannt waren, und sie blieben hier bis 1744.

Auch wegen dieser Ereignisse wurden die Kirche und die Klosterobjekte wiederholt erneuert. Im Jahr 1255 wurde die neu gebaute Kirche mit den vier Altären geweiht, im Laufe des 13. Jahrhunderts wurde der bis heute erhaltene Kreuzgang des Klosters gebaut. 1438 wurde die steinerne Kirche errichtet, die dem Kloster bis Anfang des 18. Jahrhunderts diente. Ihre gegenwärtige Form bekam sie im Rahmen eines großzügigen Wiederaufbaus der hiesigen Propstei, der von dem Mutterkloster Niederaltaich im Jahre 1708 angeregt worden war. 1721 wurde der nördliche Turm gebaut, der als der einzige im Bayrischen Wald mit einer Laternenkuppel versehen wurde. Zu dem barocken Umbau in den Jahren 1727–1729 zog der Abt Joscio Hamberger den renommierten Münchner Bauermeister Johann Michael Fischer hinzu. Fischer ließ bei der Kirche die Außenwände aus dem Jahr 1438 stehen, wegen des Einbaus vieler Nischen erhielt der Innerraum der Kirche jedoch eine originell konzipierte ovale Form. Dank Fischers Konzeption gehört die Kirche so zu den wertvollsten Kirchengebäuden in Bayern und wird als die schönste Kirche des Bayrischen Waldes betrachtet. Der Kirchenbau birgt auch das Grab des seligen Einsiedlers Hermann, das in der rechten Seitenkapelle situiert ist.

Der Ausschmückung der Kirche und deren Programm widmete Abt Hamberger eingehende Aufmerksamkeit. Mittelpunkt war die Parallele des Wirkens von St. Johannes dem Täufer, dem die Kirche geweiht ist, und vom Gründer des Klosters dem heiligen Gunther. Gunther wird hier als Nachfolger des heiligen Johannes in der bayrischen Region wahrgenommen. Autor dieses Programms und seiner Umsetzung in der Frescoverzierung ist Wolfgang Andreas Heindl. Die Fresken zeigen das Wirken des heiligen Johannes in der Wüste und des heiligen Gunthers in der Einöde des Bayrischen Waldes und auch die Himmelfahrt beider Heiligen. Es wurde auch das berühmte Wunder mit dem lebendig gewordenen Pfau gemalt, das während Gunthers Aufenthalt bei dem ungarischen König Stephan geschah.

Die Fresken wurden durch eine üppige Stuckverziehrung von Johann Baptist Modler oder Franz Josef Holzinger ergänzt. Einen bedeutenden Anteil an der Verzierung der Kirche hatte im Jahr 1727 der Kunsttischler und Laienbruder aus Niederaltaich Pirmin Tobiaschu. Er ist Autor der Seitenaltäre, der Kanzel, der Beichtstühle und der Chorbänke. Das Presbyterium trennt ein reichlich geschmücktes schmiedeeisernes Chorgitter vom Kirchenschiff.

Den Gipfel des Barockruhms erlebte die neu gebaute Kirche im Jahr 1732. Am 10. Mai wurde sie feierlich von dem Initiator ihres Umbaus Abt Joscio Hamberger selbst geweiht. Zweifellos dank ihm wurden noch im selben Jahr die sterblichen Überreste des Heiligen Athanasius und der heiligen Barbara, die aus den römischen Katakomben gebracht worden waren, in der Kirche untergebracht. Nach Rinchnach kamen sie aus Freising, wo sie im Barockgeist sehr reich dekoriert worden waren. Das symbolische I-Tüpfelchen des barocken Umbaus Rinchnachs ist der Bau des neuen Hauptaltars von Benjamin Schreidter aus Hengersberg um das Jahr 1770. Dieser wurde zusammen mit mit dem Maler des Altarbildes Taufe Jesu im Fluss Jordan – Franz Anton Rauscher – vom Niederaltaicher Abt Augustin II. Ziegler nach Rinchnach gerufen. Dieser hatte kurz davor das Gunthers Wallfahrtskirchlein Frauenbrünnl über Rinchnach (1766) erbauen lassen.

Die Propstei Rinchnach erlosch offiziell 1803 im Rahmen der Säkularisation. Ihr Besitz zählte damals 309 Höfe, 3800 Hektar Land und 130 Untertanen. Die Propsteikirche wurde zur Pfarrkirche und die überregionale Bedeutung dieser Lokalität wurde wesentlich kleiner.

Der barocke Alltag in der Umgebung des Objekts

Die Leute in der Umgebung beschäftigten sich vor allem mit der Waldwirtschaft. Das Holz war nicht nur Brennstoff, sondern auch wichtiges Baumaterial. Im Laufe der Zeit begann sich auch die Herstellung von Krippen, Wallfahrtsgegenständen und Spielzeugen zu entwickeln. Die Landschaft rund um Rinchnach wurde schon im Mittelalter auch landwirtschaftlich genutzt, es überwog die Wiesenwirtschaft. Die Viehzucht von Rindern und Schafen auf den Bergweiden bekam Marktcharakter. In der Barockzeit beginnt sich die Spezialisierung im Bereich der Getreidewirtschaft zu vertiefen. Die Basis der Getreidewirtschaft blieb aber der Anbau von Roggen, denn die Grundlage der Ernährung (besonders auf dem Lande) blieb Brot und verschiedene Fladen. Um die Erntearbeiten zu bewältigen, warben die Verwalter Mäher an, bei ständiger Nutzung der überwiegenden Fronarbeit. Auf Brachland säte man Hülsenfrüchten (Erbsen) und Ölpflanzen (Lein).

Touristische Nutzung heute

Rinchnach stellt heute eine Erholungsgemeinde dar, die von einer zauberhaften Landschaft umgeben ist. Sie wird von Touristen, Radfahrern und Wassertouristikinteressierten aufgesucht. Die Geschichte Rinchnachs ist Thema für effektvolle Theaterstücke auf der imposanten Naturbühne beim St. Guntherfest. Alle vier Jahre erinnern dabei 70 Amateurschauspieler an Gunthers Leben und Taten. In der Gemeinde befindet sich die spätbarocke ehemalige Klosterkirche St. Johannes des Täufers. Im ursprünglichen Klostergebäude blieb ein spätmittelalterlicher Gang erhalten. Beliebt sind auch die Besichtigungen des ehemaligen Klostergeländes und der historischen Bierkeller mit Führung. Wer möchte, kann sich als Mönch verkleiden.

Interessant ist die Wanderung auf dem historischen Gunthersteig. Der Pfad beginnt in Niederaltaich und führt bis nach Prag. Markiert ist er nur bis Blatná (Blatna), wo er sich mit dem Pilgerweg Via Nova bis nach Rožmitál pod Třemšínem (Rožmital) verbindet, von wo er schon ein Teil des südlichen Zweigs des Jakobuswegs ist. Auf der Strecke von Prášily (Stubenbach) nach Dobrá Voda (Gutwasser) verläuft der Gunthersteig durch ein unbewohntes Landgebiet um Březník (Bscheschnik) mit der Kirche des heiligen Gunther und dem Guntherfelsen und führt weiter bis nach Hartmanice (Hartmanitz). Von Hartmanice geht der Weg über Kundratice (Kundratitz) und Palvínov (Pawinow) auf den Gipfel Mouřenec (Maurenzen) weiter, wo die Kirche Sankt Maurenzen steht. Von hier aus führt er weiter auf dem markierten Wanderweg an dem goldbringenden Fluss Otava (Wottawa) nach Sušice (Schüttenhofen) und weiter nach Horažďovice (Horaschdowitz). Diesen Teil des Gunthersteigs kann man bei guten Bedingungen vom Frühling bis zumHerbst mit einem Boot zurücklegen. In Horažďovice verlässt der Gunthersteig das Tal des Otava-Flusses. Richtung Chanovice (Chanowitz) entdeckt man in der Landschaft viele Teiche. Es handelt sich um ein schwachbevölkertes Gebiet mit einer malerischen Landschaft an der Wasserscheide von Otava und Berounka (Beraun).