Bauwerke

Asambasilika der heiligen Margareta

Asambasilika der heiligen Margareta in Altenmarkt (Osterhofen)

Die Lokalität und ihr Standort

Altenmarkt in Osterhofen ist heute eine Gemeinde am Fuß des Bayrischen Waldes, die südlich vom Kloster Niederaltaich unweit des Donaumäanders in der Nähe ihres Nebenflusses Vils liegt. Es gehört in den Landkreis Deggendorf (15 km südlich von Deggendorf). Es leben hier 12 Tausend Einwohner. Mit der Fläche von 111 km² ist es die größte Gemeinde in Niederbayern. Der Ortsname „Osterhofen“ wurde das erste Mal im Jahr 833 erwähnt. Die Stadtgeschichte ist eng mit der Geschichte des Prämonstratenserklosters Osterhofen verbunden.

Der Konvent in Altenmarkt

Die strategische Lage des Ortes an der alten Donauhandelsstraße begünstigte das frühe Datum seiner Gründung – schon in den Jahren 937–939 gründete hier der bayrische Herzog Odillo aus dem Geschlecht der Agilolfinger mit seiner Ehefrau Hiltrudis die erste Siedlung, in den Jahren 833–839 ist hier die Existenz einer befestigten Herzogpfalz nachgewiesen. In den Jahren 1004–1009 fundierten der Herzog Heinrich V. und seine Frau Luitgart hier ein (Benediktiner-) Männerkloster. 1138 brachte der Bamberger Bischof Otto die Prämonstratenserkanoniker aus dem schwäbischen Ursberg hierher. Der Prämonstratenserorden und seine geistliche Wirkung in der Umgebung, der Nachdruck auf die Predigertätigkeit und die Pfarrverwaltung beeinflussten auf bedeutende Art und Weise die religiöse Entwicklung der Region.

Im Jahre 1288 wurde die ursprüngliche Prämonstratenserpropstei zur Abtei erhoben. Neben der Kirche entstand bald eine bedeutungsvolle und reiche Gemeinde. Im 12. Jahrhundert bekam Osterhofen das Marktrecht. 1378 wurde unter dem Namen Osterhofen eine neue Stadt gegründet, die nördlich näher an der Donau am alten Handelsweg lag, und der ursprüngliche Markt fiel so auf das Niveau eines Dorfes. Er wurde als Altosterhofen oder Osterhofen im alten Markte bezeichnet, seit Ende des 16. Jahrhunderts setzte sich definitiv der heutige Name Altenmarkt durch. Im Jahr 1632 errichteten die hiesigen Kanoniker die Kapelle Maria, die bald ein Ziel der barocken Pilger wurde.

Am Anfang des großzügigen barocken Umbaus des Klosterkomplexes war der Brand nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1701, der das ganze Kloster vernichtete. Die mittelalterliche Kirche blieb damals verschont, war jedoch sehr vernachlässigt. Zuerst wurde mit der Reparatur der Klostergebäude begonnen. 1717 wurde der italienische Architekt Antonio Rizzi gerufen, der damals in Vilshofen tätig war. Noch vor Beginn der Kirchenreparaturen ist Rizzi aber im Jahr 1725 gestorben. Der Kirchenrat in München, das Aufsichtsorgan über dem Umbau der Kirche, schlug damals voraussehend den jungen Baumeister Johann Michael Fischer (1692–1766) vor, der im Oberpfälzer Burglengenfeld gebürtig, in Österreich und Böhmen ausgelernt und seit dem Jahr 1718 in München ansässig war. Bisher waren ihm nur einzelne Bauarbeiten in Deggendorf, Schärdig und Niederaltaich anvertraut worden.

Im Hinblick auf den Zustand der Osterhofener Kirche riet Fischer zu ihrem Abriss und einem anschließendem Neubau bei Erhaltung des ursprünglichen Grundrisses. Es gelang, die Investoren zu überzeugen und in den Jahren 1726–1727 wurde der Rohbau fertig. Für die ursprünglich geplante barocke zweitürmige Vorderseite blieben keine Finanzen, und so musste sich der Baumeister mit nur einem Turm zufrieden geben, der hinsichtlich der Größe der Kirche eher bescheidene Maßverhältnisse hatte.

Der Auftrag in Osterhofen stellte für Fischer eine Herausforderung dar, denn es handelte sich um den ersten selbständigen Kirchenbau, wo er seine Kunst vorführen konnte. Er entwarf und realisierte den Bau, der eine epochale Bedeutung für die folgende Gestaltung der Sakralarchitektur in Süddeutschland im Rokokostil in den Jahren 1720–1760 hatte. Anstelle einer mittelalterlichen dreischiffigen Kirche baute Fischer einen einschiffigen Raum mit Pfeilern gestützt – Wandpfeilerkirche. Die Pfeiler verband er mit der Umfassungsmauer und ließ an jeder Seite drei Nischen entstehen, die oben mit Emporen abgeschlossen wurden. Er ermöglichte so die Entstehung der Seitenkapellen. Fischers Handschrift erkennt man an gebogenen Gewölbelinien, Wänden und auch Emporbalustraden. Alles bildet im Resultat ovale Formen, die die Folge der barocken Wirkungskraft sind. Untrennbarer Bestandteil Fischers architektonischer Konzeption ist die Nutzung des Sonnenlichts, das mit einem Hauptstrahl durch zwei große Fenster um den Hauptaltar das Gebäude durchdringt. Die Illumination des Kirchenschiffs ergänzt ein beabsichtigtes Lichtspiel, das durch die Fenster in den Seitenkapellen und Emporen hierher eindringt.

Einen untrennbaren Bestandteil der Klosterkirche stellt die Maler- und Stuckausschmückung dar, die Fischers Konzeption betont und nachformt. Es ist das Werk der Brüder Cosmas Damian (1686–1739) und Egid Quirin (1691–1750) Asam. Für die Arbeit an der Osterhofener Klosterkirche gewann der Abt P. Paul Wieninger OPraem, nicht lange nach seinem Amtsantritt (1727), beide Geschwister.

Cosmas Damian und seine Werkstatt arbeiteten in den Jahren 1731–1732 an der Frescoverzierung und an dem Monumentalbild des Hauptaltars. Das die Enthauptung der heiligen Margarete darstellende Bild ist Cosmas Lebenswerk. Dank seiner Monumentalmaße – das Bild ist 7 Meter hoch und vier Meter breit – stellt es die Dominante des ganzen Raumes dar, die durch zwei große Seitenfenster beleuchtet ist.

Die Großartigkeit des Hauptaltars wird durch vier tordierte (gewundene) Säulen vervielfacht, die das Werk von Egid Quirin sind, der sich von Berninis Papstaltar im Petersdom in Rom inspirieren ließ. Egid Quirin widmete sich der Stuckverzierung des Gotteshauses in den Jahren 1734–1735, im Jahre 1735 beendete er noch die Schnitzarbeiten an den Altären und Chorbänken. Nach seinem Vorschlag wurde das reich geschmiedete Gelände des Presbyteriums angefertigt (1733).

Wieningers Wahl der Brüder Asam war damals ein sicherer Schritt. Beide Künstler arbeiteten schon seit dem Jahr 1716 zusammen und ihre Zusammenarbeit führte zu einer bisher beispiellosen Verbindung der Maler- und Stuckverzierung mit einer enormen künstlerischen Wirksamkeit. Es gelang ihnen Raumkunst und Bauideen des römischen Barocks nach Bayern zu bringen und mit ihnen weiter eigenständig zu arbeiten. Die Treibkraft war hier der Maler Cosmas Damian, der in der Papstakademie in Rom ausgebildet worden war und zu einem renommierten Fresco- und Bildmaler im Süden Deutschlands, in Böhmen und in Österreich wurde. Die Asam-Konzeption der Kirchenverzierung arbeitet mit Licht, Plastizität und Farbe.

Das Osterhofener Frescoprogramm stellt die Kirche als eine Gemeinde der Gläubigen und Heiligen dar, als Königreich Gottes. Die Farben- und Formfülle spiegelt die Fülle des Lebens wider und stellt das Symbol für eine vollkommene Welt dar. Die Hauptsäulen der Kirche sind die Apostel, die Kirchenweisheit und die Lehre veranschaulichen die alten Kirchenväter. Die Mitteilung der ungewöhnlichen Kunstwirksamkeit dieses Programms besteht in der genialen Verbindung der Malerei und des Stucks im Kirchenraum. Die Stukkaturen und Malereien von Asam kann man nicht als bloße Füllungen des Raumes und dessen Gliederung auffassen. Sie sind in einem kompakten dynamisch erfassten Bild verbunden, das die Grenzen der Kunstgenres und -techniken durchdringt. Das Ergebnis ist die Überschreitung der Sinneserfahrung des Besuchers in Richtung Wahrnehmung der Transzendenz. Die Gläubigen wurden quasi von der Erde in den Himmel gerissen. Die benutzten kostbaren und edlen Materialien – Marmor, Gold, Silber u.ä. – tragen zur Erfüllung des idealen Ziels der katholischen barocken Kirchenkunst bei – den Gott durch diese Welt erfassen. Das Asam-Konzept ist hier insoweit stark und künstlerisch eindrucksvoll, dass die Osterhofener Klosterkirche als der schönste Asam-Kirchenbau überhaupt bezeichnet wurde.

Die Vollendungsarbeiten an der Kirche dauerten noch mehrere Jahre und der heilige Ort konnte erst am 15. September 1740 feierlich geweiht werden. Zu der großartigen Feier wurde der Passauer Weihbischof Anton Joseph Graf von Lamberg eingeladen. Es geschah wirklich in letzter Stunde. Die kommenden Erbfolgekriege betrafen diese Donaugegend in den Jahren 1741–1745 sehr intensiv. Das Kloster allein wurde während der Kriegsjahre insgesamt siebenmal ein unfreiwilliger Zufluchtsort der feindlichen österreichischen Truppen.

Im Unterschied zu den anderen Kirchenobjekten in dieser Region wurde die glorreiche Periode des Osterhofener Klosters um zwei Jahrzehnte früher beendet. Schon im Jahr 1783 wurde durch einen päpstlichen Erlass das Osterhofener Prämonstratenserkloster aufgelöst und das Objekt einem adeligen Damenstift übergeben, das die Witwe nach dem bayrischen Kurfürsten Maximilian III. Joseph Maria Anna gründet hatte. Das Stift residierte hier bis 1833. Im Jahr 1858 übernahmen das Objekt die Englischen Fräulein (Congregatio Jesu) aus Altöting, die hier eine Mädchenschule, später sog. Mädchenrealschule gründeten. Diese existierte hier bis 2017. Im Jahr 1983 wurde die Klosterkirche auf Erlass des Papstes Johannes Paul II. zu einer päpstlichen Basilika (basilica minor) erhoben, wodurch der Papst die Bedeutung dieser heiligen Stätte für die weite Umgebung hervorheben wollte.

Der barocke Alltag in der Umgebung des Objekts

Dank der günstigen Lage des Ortes blühte hier schon seit dem Mittelalter das Handwerk. Ende des 18. Jahrhunderts waren hier 107 Handwerker tätig. In der Stadt waren 14 Bierstuben, sieben Schuhmacher, fünf Weber, drei Tuchmacher, ein Geschirrmacher, ein Nadler, ein Seifensieder, weiter Töpfer, Gürtler usw. Die Stadt hatte das Recht eine Reihe von Jahrmärkten zu organisieren, sodass sie ein bedeutendes Handelszentrum war. Während das unweit liegende Osterhofen ein Wirtschaftszentrum der Region war, erfüllte der ursprüngliche Prämonstratenserkonvent die Rolle des geistigen und kulturellen Zentrums mit Kunstwerken einer überregionalen Bedeutung. Einer der Beweise sind die von den Prämonstratensern verwalteten Wallfahrtsstätten auf dem Gebiet des Klosterdominiums.

Touristische Nutzung heute

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehört die Basilika des ursprünglichen Klosters Altenmarkt mit der künstlerisch wertvollen Verzierung des Interieurs. In der Umgebung Osterhofens befinden sich weitere renommierte Wallfahrtsstätten. Es handelt sich um die Wallfahrtskapelle Maria, Zuflucht der Sünder unweit der Basilika selbst, aber vor allem die Wallfahrtskirche zum Kreuzberg in Haardorf aus dem Jahr 1259 und die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt und hl. Quirin) in Thundorf (gebaut 1755), beide von den Osterhofener Kanonikern verwaltet.