Bauwerke

Klosterkirche Niederaltaich

Klosterkirche Niederaltaich

Die Lokalität und ihr Standort

Niederaltaich ist heute eine kleine niederbayrische Gemeinde (ca. 2 Tausend Einwohner), die südöstlich von der Kreisstadt Deggendorf liegt. Zwischen den stehenden Gewässern (Altaich) der Donau unweit der Herzogspfalz Osterhofen wurde hier im Jahr 741 ein Benediktinerkloster gegründet.

Das Benediktinerkloster Niederaltaich

Es wurde im Jahr 741 vom bayrischen Herzog Odilo gegründet, der Benediktiner aus der Abtei Reichanau am Bodensee hierher brachte. Die neue dem heiligen Mauritius geweihte Kommunität sollte die Kultivierung der Moore und Sümpfe an der Donau übernehmen und vor allem den Grenzwald (Nordwald) an der Grenze mit den Böhmen zugänglich machen. Trotz der ständigen Hochwassergefahr bot die Tiefebene am Ufer der Donau gute Bedingungen für die Pflanzenproduktion, Fischerei und Transport von Gütern. Auch dank dessen wurde Niederaltaich schon im Mittelalter eines der bedeutendsten Benediktinerklöster in Bayern und nach dem Jahr 990 es stellte eines der führenden Zentren der Cluniazensischen Kirchenreform in der bayrischen Region dar.

Die Kultivierung des Bayrischen Waldes verlief in drei Etappen. Nach der Anfangsphase unter dem Abt Eberswind im 8. Jahrhundert erfolgte der zweite Gipfel um die Jahrtausendwende unter dem Abt dem heiligen Gotthard (996–1022). Während der dritten Periode nach dem Jahr 1320 breiteten sich die Kolonisationsaktivitäten bis zum Großen Arber und Rachel aus. Völlig durchgreifende Bedeutung für die Entwicklung des Klosters hatte die Ära des Abts heiliger Gotthard, der 1006 für das Kloster den Thüringer Adeligen Gunther gewann. Gunther richtete mit Gotthards Wissen seine Einsiedler- und Kolonisationsaktivitäten in das Berggebiet im Norden vom Mutterkloster, wo er im Jahr 1012 das Kloster in Rinchnach gründete und organisierte so die Entstehung einer neuen Handelsverbindungsstraße nach Böhmen, den sog. Gunthersteig. Nach 1040 geht Gunther auf die böhmische Seite des Grenzwaldes in die Nähe von Hartmanitz (Hartmanice), wo der sogenannte Böhmweg durchführte.

Im Jahr 1102 besiedelten die Ordensbrüder aus Altaich das neue Kloster Oberaltaich, das flussaufwärts der Donau liegt. Seit der Zeit wurden für diese zwei Lokalitäten die heutigen Namen benutzt – Altaha inferior (Niederaltaich) und Altaha superior (Oberaltaich). Der Höhepunkt des Aufstiegs des mittelalterlichen Klosters war die Einweihung der neuen Kirche 1185 unter Beteiligung des Bischofs aus Freising. Die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts führte das Kloster in den Strudel der regionalen Kriege. Im Jahr 1226 wurde es von den Truppen des Grafen von Ortenburg geplündert, beträchtliche Komplikationen und Wirtschaftsverfall brachten bewaffnete Vermögensstreitigkeiten mit dem niederbayrischen Grafen Albert IV. von Bogen, der den Besitztum einiger vom Kloster verwalteter Dominien beanspruchte. Erst sein Tod und das Aussterben des Adelsgeschlechts der Grafen von Bogen im Jahr 1242 brachten eine Beruhigung, der bayrische Herzog Otto II. übernahm den Schutz über das Kloster und es begann wieder zu erblühen. Das Kloster baute zuerst eine Brauerei (1254), später konnte der Abt Wernhard (im Amt 1289–1317) den Bau der gotischen Klosterkirche organisieren.

Nach den erlittenen Schäden während der Kriege im Landshuter Erbfolgekrieg (1504–1505) erlebte das Kloster einen neuen Aufschwung unter Abt Caspar Leitgeb (1536–1546), der einen sicheren Weg von dem Kloster nach Hengersberg bauen ließ, das das Wirtschaftszentrum des Klosterdominiums und Ausgangspunkt des Gunthersteigs war. Der Abt Leitgeb errichtete auch im Kloster die erste öffentliche Schule. Im Unterschied zu den anderen bayrischen Benediktinerklöstern erlebte Niederaltaich in der Reformationszeit keinen großen Verfall. Im 16. Jahrhundert wurde das Kloster ein Zentrum des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens in dieser Donaugegend.

Der Dreißigjährige Krieg brachte in den Jahren 1634, 1642, 1647 und 1648 sich wiederholende Einmärsche der schwedischen Truppen auf die Klostergüter, die mit Plünderungen und zahlreichen Bränden auf den Klostergütern verbunden waren. Zu der allgemeinen Verwüstung kam im Jahr 1649 noch die Pest im Kloster. Der wirtschaftliche Aufschwung in der Nachkriegszeit begann unter dem Abt Vitus Bachenender (1651–1666), der jedoch im Jahr 1671 in Folge eines Großbrandes für den Zeitraum einer ganzen Generation ausgesetzte. Während dieses Großbrandes ist das ganze Kloster bis auf die Fundamente niedergebrannt. Ein weiterer Brand beschädigte das Kloster 1686 und so konnte erst im Jahr 1698 mit neuen Bauaktivitäten begonnen werden und das Kloster bekam einen neuen (südlichen) Turm.

Die hektische Bautätigkeit, während der das Kloster die barocke Form bekam, brach erst unter dem Abt Joscio Hamberger (1700–1739) an. Hamberger ließ die Bibliothek vergrößern und baute ein neues Schulgebäude. Außer der Bildung achtete er auch auf das Niveau des Musikbetriebs. Im Jahr 1723 errichtete er das Seminar des heiligen Gotthard (Seminarium Sancti Gotthardi), das für musikalisch begabte Jungen bestimmt war. Die größte Aufmerksamkeit widmete er der Klosterkirche. 1703 schaffte er für sie den Hauptaltar an, mit der wichtigsten barockisierenden Tätigkeit wurde erst im Jahr 1718 begonnen. Der Abt Hamberger zog den österreichischen Baumeister Jakob Pawanger hinzu, der es schaffte, bis 1722 das ganze Kirchenschiff zu bauen. Im Jahr 1719 begann er auch mit dem Bau des Kirchenchors, aufgrund einer fehlerhaften Durchführung der Fundamente wurde er jedoch entlassen und es ersetzte ihn der junge Baumeister Johann Michael Fischer. Die Arbeiten am Kirchenchor und der Sakristei in Niederaltaich in den Jahren 1724–1727 gehörten zu seinen ersten Aufträgen.

Seine vorrangige Aufmerksamkeit widmete der Abt der Ausschmückung der Kirche. Im Laufe der Jahre 1719–1732 errichtete der Maler Wolfgang Andreas Heindl, der aus dem österreichischen Wels stammte, hier einen umfangreichen Frescozyklus. Die Stuckverzierung wurde den italienischen Malern Giovanni Battisto und Sebatiano Domenico d’Allio anvertraut, die sie unter der Hilfestellung des hiesigen Stuckateurmeisters Franz Ignaz Holzinger durchführten. Die Barockisierung wurde mit dem Bau des nördlichen Turms in den Jahren 1730–1735 beendet.

Der Höhepunkt der Hamberger Ära und gleichzeitig der Barockzeit im Kloster waren die Feierlichkeiten des tausendjährigen Jubiläums der Gründung der Kirche, die im Jahr 1731 (also zehn Jahre früher) mit Barockpomp an acht Tagen stattfanden. Die Aufmerksamkeit des Abts war nicht nur ans Klostergelände begrenzt. Während seines Amts ließ er sechzehn Kirchen auf dem Klostergut erweitern oder neubauen, ließ Pfarrhäuser in Regen, Grafenau, Lalling und Neßlbach errichten und Wirtschaftsgebäude bauen. Der Gipfel seiner außerkirchlichen Bauaktivitäten war die Erstellung eines festen Schutzdamms an der Donau, der fünfzehn Jahre lang gebaut wurde.

Das Ende der ruhigen Friedensperiode und den beginnenden Rückgang des Klosterruhms hatte der Österreichische Erbfolgekrieg zufolge, der im Laufe der Jahre 1741–1745 die Klosterwirtschaft wieder sehr schädigte. Ruhigere Verhältnisse in den 60er Jahren zeigten sich in den partikularen Bauaktivitäten des Abts Augustin II. Ziegler (der Aufbau des Wallfahrtskirchleins Frauenbrünnl unweit von Rinchnach 1766), die man jedoch mit der Ära von Joscio Hamberger nicht vergleichen kann.

Das definitive Ende des Klosters bedeutete die vom Staat angeordnete Säkularisation im Jahr 1803. Der Klosterbesitz wurde in die Staatsverwaltung überführt, der Abt und ein Teil der 43 Mitglieder des Konvents lebten bis 1806 unweit des Klosters. Die meisten der Pater übernahmen die geistliche Verwaltung der umliegenden Pfarrgemeinden. Die Säkularisation verursachte an der architektonischen Ganzheit des Barockklosters weitgehende Schäden. Die weitreichenden Klostergebäude mit Ausnahme des Abtflügels nördlich der Kirche und des Konventflügels östlich der Kirche wurden verkauft und zuallerletzt verloren, bloß westlich der Kirche ist ein Gebäude des ursprünglichen Klostergerichts vom Ende des 18. Jahrhunderts erhalten geblieben. Im Jahr 1813 war ein Blitz in das Gelände eingeschlagen und die meisten der Gebäude wurden später abgerissen.

Der Klosterbetrieb wurde hier erst im Jahr 1918 dank dem großzügigen Vermächtnis des Niederaltaicher Religionsprofessors Franz Xaver Knabenbauer erneuert. Das Kloster wurde von der unweit liegenden Abtei Metten besiedelt. Die meisten Bauten des heutigen Klosterkomplexes in Niederaltaich stammen aus dem Zeitraum nach dem Jahr 1918 oder 1953. Seit dem Jahr 1932 trägt die Abtkirche einen Ehrentitel der päpstlichen Basilica Minor.

Der barocke Alltag in der Umgebung des Objekts

Im 18. Jahrhundert erlebte Niederaltaich ein Wirtschaftsaufschwung und wurde zum reichsten Benediktinerkloster in Bayern. Ihm gehörten 170 km² Ländereien, einschließlich einträglicher Weinberge in Wachau in der österreichischen Donaugegend. Das Kloster konnte zollfrei den Transport auf der Donau benutzen, was es auch intensiv ausnutzte und Handelstätigkeiten entwickelte. Um das Jahr 1784 war der hiesige Abt auch Herr des Markts Hengerberg und der Höfe Niederaltaich und Arnbruck. Zum Kloster gehörten Hunderte von Anwesen in der breiten Umgebung, es fielen auch die Propstei Rinchnach und das heilige Oswald (seit 1567) im Bayrischen Wald und Spitz an der Wachau darunter. Außerdem überwachten die Väter des Konvents acht Pfarrgemeinden in Südbayern und die Pfarrei Aggsbach in Österreich. Für weitere 21 Pfarrkirchen hatte Niederaltaich ein sgn. Vorschlagsrecht.

Der Konvent wurde zum Kulturzentrum der Region und sorgte für die Entwicklung der Gunther- Verehrung und den damit verbundenen Wallfahrtstraditionen – der Beweis dafür ist der Bau des Kirchleins Frauenbrünnl über Rinchnach im Jahr 1766. Die Klosterschule und die Bibliothek wurden zum Bildungs- und Wissenszentrum. Eine der Prioritäten der hiesigen Äbte wurde auch die barocke Figuralmusik. Das Seminar mit Stiftungen für musikalisch begabte Jungen wurde seit 1723 ein bedeutendes Musikzentrum der Region.

Touristische Nutzung heute

Im Kloster leben heute Mönche der Abtei des heiligen Mauritius und Nikolaus, wobei sie Messen sowohl des römischen als auch des byzantinischen Ritus zelebrieren. Außer der spirituellen und theologischen Tätigkeit betreiben sie ein Gäste- und Tagungshaus St. Pirmin für Tagungen, Seminare und Veranstaltungen. Außerdem widmen sie sich der Kunst, der Handwerktätigkeit, kümmern sich um die Bibliothek, die Gärten und sie stellen auch einen Likör her.