Bauwerke

Pilgerkirche des heiligen Johannes von Nepomuk

Die Pilgerkirche des heiligen Johannes von Nepomuk in Nepomuk

Die Lokalität und ihre Lage

Nepomuk ist eine Stadt, die 33 km südöstlich von Pilsen liegt. Sie entstand durch den Zusammenschluss der zwei an einem wichtigen Handelsweg, dem heiligen Jakobsweg, liegenden Siedlungen Pomuk und Přesanice. Es handelt sich dabei konkret um den südlichen Zweig, den sog. Regensburgweg, der Prag, Pilsen und Regensburg verbindet und auf unserem Gebiet durch die Orte Nepomuk-Klatovy-Kdyně-Všeruby (Grenzübergang) führte und nach Bayern weiterging. Heute führt hier die Pilsen und Budweis verbindende Landstraße entlang. In der Zeit nach der Schlacht am Weißen Berg wurde es berühmt als Geburtsort des heiligen Johannes von Nepomuk, einem weltbekannten und populären Heiligen.

Älteste Vergangenheit der Stadt

Die erste Erwähnung Nepomuks stammt aus dem Jahr 1144 uns ist mit der Gründung des nicht weit entfernten Zisterzienserklosters verbunden. Die ursprünglich Pomuk genannte Siedlung wurde ein Marktdorf und Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum des mittelalterlichen Klosterdominiums. Allmählich kam es zur Verbindung mit dem Nachbardorf Přesanice und zur Aufnahme von Silberbergbau sowie Goldwäsche. Pomuk wird als Stadt schon im 14. Jahrhundert erwähnt, allerdings kam es erst im Jahr 1413 zur offiziellen Anerkennung der Stadtrechte. Im Jahr 1420 wurden das Mutterkloster und die Stadt von den Hussiten abgebrannt. Das Kloster kümmerte dann bis ins 16. Jahrhundert vor sich hin, Pomuk stieg aber bald aus der Asche empor. 1420 ging es in den Besitz der Schwanberger über und später wurde es Eigentum der Sternberger. Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzte eine wirtschaftliche Blüte der Stadt ein, verbunden mit der Erteilung des Rechtes zu viertägigen Jahrmärkten (1465). Die Ära, in der die Stadt in ihrer Geschichte auf dem Höhepunkt war, hängt mit den Nepomukwallfahrten ab dem 17. Jahrhundert zusammen. Dank der wachsenden Berühmtheit Nepomuks in Verbindung mit der Heiligsprechung des heiligen Johannes von Nepomuk wurde der Stadt im Jahr 1730 von Kaiser Karl VI. dauerhaft der Stadtstatus bestätigt.

Die Pilgerkirche am Geburtsort des heiligen Johannes von Nepomuk, Heiliger des böhmischen Barock

Die Kirche des heiligen Johannes von Nepomuk wurde an der Stelle des angenommenen Geburtsortes dieses Heiligen gebaut und in der Zeit des Barock wurde sie zum Ziel zahlreicher Prozessionen von Pilgern des Barock, die zum Geburtsort von Johannes kamen, um sich vor diesem Heiligen zu verbeugen. Neben dem Grab von Johannes in der Sankt-Veits-Kathedrale wurde gerade diese Kirche zum zweitbedeutendsten Nepomuk-Pilgerort.

Der heilige Johannes von Nepomuk (ca. 1340–1393) wurde in Pomuk geboren, später studierte er an der kürzlich gegründeten Prager Universität und an der Universität im italienischen Padova. Ab dem Jahr 1389 war er Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein. Das war in der Zeit, in der der Streit zwischen dem Erzbischof und dem König Václav IV (Wenzel) zu den Wahlen des neuen Kladruber Abtes im Jahr 1393 eskalierte. Der König bemühte sich gegen den Willen des Erzbischofs um die Entstehung eines neuen Bischofssitzes in Pilsen, dessen wirtschaftliche Basis das Kladruber Klostereigentum werden sollte. Allerdings bestätigte der Erzbischofs eiligst den neuen Abt in seiner Funktion, womit er diesen Schritt verhinderte. Johann als faktischer Verwalter des Bistums wurde vom König festgenommen und unter Folter verhört. Den Folgen der Folterung erlag er am 20. März 1393, sein Körper wurde von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen. Die in barocken Legenden erwähnte Beichtfunktion des heiligen Johannes bei der Königin Sophie ist nicht belegt und wäre offenbar bei der zeitgenössischen Machtkonstellation auch nicht möglich gewesen.

Aufgrund der falschen Eintragung von Johannes Tod im Jahre 1383, die aus dem 15. Jahrhundert stammt, und aufgrund der nicht belegten Anmerkungen über seine Beichtfunktion (ab Mitte des 15. Jahrhunderts) sollen zwei Johannes’ existiert haben, von denen einer (der Beichtvater) im Jahr 1383 ertränkt worden sein soll und der andere (der Generalvikar) zehn Jahre später. Johannes der Beichtvater wurde schon im Jahr 1599 zu den böhmischen Patronen gezählt. Mit diesen Fakten arbeitete im 17. Jahrhundert auch Bohuslav Balbín und wurde zum Ausgangspunkt für die Prozesse der Seligsprechung (1721) und anschließend auch der Heiligsprechung (1729).

Der heilige Johannes von Nepomuk als Patron des Beichtgeheimnisses und von Wasser wurde früh zu den bedeutendsten Heiligen in Böhmen und der Habsburger Monarchie gezählt und in der Zeit des Barock erreichte er eine Verbreitung in praktisch der ganzen damaligen Welt. Seine Statuen schmücken viele Brücken im katholischen Europa und wurden zum typischen Wesenszug der böhmischen Barocklandschaft. Außer Böhmen erwählte ihn sich als irdischen Patron auch Bayern, großer Popularität erfreute er sich im gesamten katholischen Europa. Zu den Hauptakteuren der Propaganda zur Nepomukverehrung gehörte der Jesuitenorden, dank dem der Ruhm des Heiligen bis in Länder Südamerikas verbreitet wurde.

Die Kirche des heiligen Johannes im Geburtsort von Johannes entstand bereits seiner Heiligsprechung. In den Jahren 1639–1660 ließen über „Johannes Wiege“ diese der Inhaber der Grünberger Herrschaft František Matyáš von Sternberg und seine Frau Ludmila Kavková von Říčany erbauen. Die Kirche, die damals noch dem Heiligen Johannes dem Täufer gewidmet war, brannte bei einem Stadtbrand im Jahr 1686 ab und wurde zwei Jahre später auf Initiative des Sohnes der Gründer, Václav Vojtěch von Šternberk, wiederaufgebaut.

Nach der Heiligsprechung 1729 konnte die ursprüngliche Kirche den Bedürfnissen der steigenden Menge an Pilgern nicht mehr gerecht werden. Der Pilgerverkehr hatte seinen Höhepunkt immer im Mai um den Namenstag des heiligen Johannes von Nepomuk herum (16. Mai), wo zahlreiche Prozessionen aus der weiten Umgebung nach Nepomuk kamen. Ihre Prozessionen hierher arbeiteten auch jedes Jahr große städtische Pfarreien aus (z.B. die Klattauer). Der neue Besitzer des Herrschaftsgutes Adolf Bernard aus Martinice begann 1734 den Bau einer neuen Barockkirche nach dem Entwurf von Kilián Ignác Dientzenhofer, die dem Heiligen Johann dem Täufer und Johann von Nepomuk geweiht war. Es handelt sich um einen für Dientzenhofer typischen zentralisierenden Bau, gebaut auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes mit dominanter dreiachsiger Stirnseite, von zwei Türmen gerahmt, wo außer dem Renaissanceportal auch zwei Seitennischen mit Figuren des heiligen Franz und Dominik die Aufmerksamkeit fesseln. An der Spitze des Giebels ist ein gemeißeltes vergoldetes Motiv der Zunge des heiligen Johann Nepomuk im Heiligenschein installiert.

Ein Jahr nach Beginn der Bauarbeiten verstarb Adolf Bernard jedoch und die Aufgabe den Bau zu Ende zu führen fiel am Ende der Erbin des Grünberger Herrengeschlechtes, seiner Tochter Maria Dominika, zu, die allerdings nur die allodialen Güter des Vaters geerbt hatte. Die eingedünnte Finanzdecke verlängerte die Bauzeit der Kirche merklich, die im Jahr 1738 fertiggestellt wurde. Die Fertigstellung beider Türme verzögerte sich bis zum Jahr 1741. Die fehlenden Mittel zeigten sich auch in einer bescheideneren Innenverzierung der Kirche – die Bauherrin ging überhaupt nicht auf das Malen von Fresken ein.

Ein weiterer Brand in der Stadt 1746 richtete Schäden am Bau an, beide Türme wurden sichtlich beschädigt. Die Reparaturarbeiten verliefen erst in den Jahren 1766–1770. Marie Dominika von Martinice († 1784) richtete ihre Aufmerksamkeit gleichzeitig auf die Kirchenausstattung. Im Jahr 1767 schaffte sie deren größtes und dominantestes Inventarteil an – den barocken Baldachin über dem zentralen Altar des heiligen Nepomuk, der an der Stelle von Johannes Wiege steht und durch eine silberne Heiligenfigur abgeschlossen ist. Inspiration für diesen in Böhmen ungewohnten Altarbau war der Baldachin über Johannes’ Grab in der Prager Kathedrale. Eine der letzten Investitionen der Inhaberin des Herrenbesitzes war die Anschaffung einer neuen Glocke, gegossen von dem Pilsner Glockengießer Jakub Vilém Seitz im Jahr 1776. Das barocke Aussehen der Kirche war so für ein Jahrhundert abgeschlossen.

Zu weitreichenden baulichen Veränderungen der Kirche kam es erst in den Jahren 1878–1879 nach Plänen der Prager Architekten Antonín Baum und Bedřich Münzberger. Aus der Kuppel ragten abermals die Türme hervor, die dem Brand im Jahr 1835 zum Opfer gefallen waren. Auf grundlegende Weise wurde jedoch das Innere der Kirche verändert und verlor so definitiv sein barockes Antlitz. Der ursprüngliche dominante Barockaltar des heiligen Johann Nepomuk wurde entfernt und durch einen zierlichen kleinen Altar ersetzt. Der Hauptaltar des heiligen Johann des Täufers wurde durch einen Altar im Stil der Neurenaissance ausgetauscht, die Seitenaltäre und die barocke Kanzel wurden repariert und umgestellt. Das Interieur wurde um Plastiken der böhmischen Landespatrone ergänzt, dem heiligen Wenzel, dem heiligen Adalbert, der heiligen Ludmilla und dem heiligen Prokop vom Wiener Schnitzer Jan Heindl. Den Kreuzweg schuf der Pilsner Künstler Karel Herzog.

Barocker Alltag in der Umgebung des Objektes

Die Kirche des heiligen Johannes wurde zum bedeutendsten böhmischen Pilgerzentrum des 18. Jahrhunderts und seine Berühmtheit dauerte bis tief ins folgende Jahrhundert an. Das ganze Jahr über kamen zahlreiche Prozessionen hierher. Der Höhepunkt des Betriebs war im Mai um den Namenstag des heiligen Johannes von Nepomuk herum (16. Mai). Der Andrang an Pilgern konnte nicht unbemerkt für die Wirtschaft der Stadt bleiben und Nepomuk erlebte im 18. Jahrhundert und im darauffolgenden Jahrhundert einen kräftigen Aufschwung. Von der Bedeutung dieses Wallfahrtszentrums zeugt auch die Großzügigkeit des Pfarrgebäudes, das eine größere Anzahl an Priestern beherbergen konnte, die sich um die geistigen Bedürfnisse der ankommenden Pilger kümmerten (Beichte, Predigt u.ä.). Für das nötige weltliche Umfeld, insbesondere Unterbringung und Verpflegung, sorgten ein Gasthaus und eine Unterkunftseinrichtung in der Stadt. Den Pilgern standen Verkäufer von Kerzen, Rosenkränzen, Heiligenbildern und weiterer Devotionalien zur Verfügung.

Touristische Nutzung heute

Die Stadt Nepomuk bietet Touristen noch weitere Denkmäler. Die St.-Jakobskirche ist dominanter Punkt, wenn man von Pilsen anfährt. Vor allem ihr gotisches Walzenbollwerk mit Resten der Kathedralenbefestigung, aus der Zeit, wo sie auch als Festung diente, fesselt den Blick. In dieser Kirche war 1340 der heilige Johannes Nepomuk getauft worden. Die Kapelle wurde später im gotischen Stil von den Zisterziensern aus dem Kloster am Fuße des Berges Zelená Hora (Grüner Berg) erweitert. K. I. Dientzenhofer stand an der Wiege weiterer Bauwerke. Das sind die Bauwerke des Erzdekanats und die alte Grünberger Post, die an ein Schlösschen am Rande des historischen Stadtzentrums erinnert, wo heute das Museum für historische Motorräder, Automobile und landwirtschaftliche Technik untergebracht ist.

Das Barockschloss Grünberg (Zelená Hora) auf dem Berg über der Stadt wurde aus einer ursprünglichen Burg des Geschlechtes der Schwanberger und Sternberger umgebaut. Hier wurde die wertvolle Grünberger Handschrift gefunden. Das Schloss wurde berühmt durch den Roman von Švandrlík Černí baroni (Schwarze Barone). In der Stadt befinden sich weiterhin alte erhaltene Stadthäuser, eine Kapelle und kleine Kapellen, Statuen und das Marterl. Viele Denkmäler werden auf dem Lehrpfad Pod Zelenou Horou (Unter dem Grünen Berg) vorgestellt, der vom Nepomukplatz in die Gemeinde Klášter führt. Dort befand sich ein ehemals ein Zisterzienserkloster. Pomuk, in der Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet, wurde von den Hussiten abgebrannt, anschließend wiederaufgebaut und verschwand vollständig in der Mitte des 16. Jahrhunderts. In der Gemeinde findet man bis heute Reste des Klosters. Der Weg führt über die sog. Rote Brücke. In der Nähe der Stadt liegt das Schloss Žinkovy, das zu den bedeutendsten Denkmälern für Architektur der Zeit des späten Historizismus gehört. Das Schloss und seine Umgebung bieten originelle romantische historische Aufenthalte. Am Fundort Velká Skála wurden Reste einer Siedlung der sog. Chamer Kultur aus der Zeit des Neolithikums entdeckt. Weitere neolithische Siedlungen befinden sich in der Nähe der Bergkuppe Kámen oder bei Srby. Das Neolithikum schließt die Zeit der Urgeschichte ab, es handelt sich um die sog. Kupferzeit.

In der Umgebung von Nepomuk gibt es viele Rad- und Wanderwege. Außer den historischen Gebäuden kann man auch Interessantes in der Natur und geschützte Gebiete besuchen – das Nationalnaturreservat Chejlava, die Naturparks Plánický Hřeben-Kákov, Buková Hora-Chýlava oder Pod Štědrým oder die Felsen bei Chocenice. Der Telekommunikationsturm auf dem Berg namens Na Skále (auf dem Fels) nicht weit von der Gemeinde Železný Újezd bietet einen wunderschönen Blick auf die Umgebung in die tschechische Landschaft und bei guten Bedingungen bis zu den Alpen.